Heinz Engelhardt, Jahrgang 1954, ist in der Südthüringer Kleinstadt Zella-Mehlis aufgewachsen. Damals war Deutschland noch geteilt – seine „Zivilisation“ erfolgte in der DDR, im Bezirk Suhl.
Im Alter von 50 Jahren, lange nach der Wende, hat er unerwartet das Radfahren neu für sich entdeckt. – Genauer gesagt, das Reisen mit dem Fahrrad, um die „alten Bundesländer“ im „Westen“ zu erkunden. Das Radreisen ist die spannende Alternative zum Pauschaltourismus, wo man meist in abgeschotteten Hotelanlagen am Strand auf die nächste Malzeit wartet.
Eigentlich waren seine flüchtigen Reisenotizen seiner Radtour entlang am Main im Jahr 2005 nur dafür gedacht, im Fotoalbum einige Reisefotos mit kurzen Episoden zu untermalen. Dass daraus beim späteren Aufschreiben mehrere Seiten wurden, erstaunte ihn selbst. Allerdings passte das Ganze nun nicht mehr ins Fotoalbum. Also entschloss er sich, das Geschriebene gesondert abzuheften. Nach vielen Ergänzungen entstand schließlich ein kleines Buch. Das ist gespickt mit vielen speziellen Reflexionen aus der „Nachwendezeit“ und gerade diese merkwürdigen Schilderungen könnten besonders für Leser mit „Ostdeutschem Migrationhintergrund“ interessant sein.
Ein kurzes Interview
Zu Deinem Autorenprofil stelle ich Dir einige Fragen. Antworte bitte kurz!
Ich antworte wie ich will. Im übrigen sind wir per Sie. Und alberne Fragen nach Lieblingsessen oder Lieblings-Pinkfarbe können Sie gleich vergessen.
Ich versuche es. Was lesen Sie gern?
Sachbücher über Bautechnik, Geschichte, Naturwissenschaft, vielfältige Zeitdokumentationen.
Und als Kind?
Das „Mosaik“ – eine monatlich erscheinendes Comikheft von Hannes Hegen in der DDR.
“Robinson Crusoe” von Daniel Defoe, „Wildtöter“ von James Fenimore Cooper – eine Abfolge der „Lederstrumpf-Erzählungen“, “Tom Sawyers Abenteuer” von Mark Twain.
Was lesen Sie zur Zeit?
Regelmäßig beim Frühstück die Tageszeitung
Was lesen Sie gar nicht?
Werbung, die unablässig im Briefkasten landet. Beispielsweise Preiskracher von Norma, Aldi, Lidl, Kaufland, Globus, Netto, Rewe, Katzenfutterstudios, Sportcentern, Edeka, Möbelroller, Minipreis, Schuhmüller, Pfennigpfeifer, Müller-Drogerie …
Das reicht. Welche Personen bewundern Sie?
Politische Amtsträger, die sich mühen, zwischen Kleinkram der Provinz und großer Landespolitik gute Entscheidungen für die Allgemeinheit zu treffen.
Noch Jemanden?
Straßen- und Tiefbauer. Sie schuften tagtäglich im Freien bei unangenehmen Wetter, müssen „Dixi-Toiletten“ nutzen, bewegen dabei riesige Erdmassen, verlegen Kanäle und setzen Fundamente. Das meistern sie alles unter Termindruck. Jedoch sind sie auf Baustellen an Autobahnen oder in Innenstädten stetigen Beschimpfungen ausgesetzt. Und am Ende wird ihr Werk wieder zugeschüttet!
Was mögen Sie gern?
Regelmäßige Schultreffen.
Was mögen Sie weniger?
Dummheit und Oberflächlichkeit gepaart mit Frechheit. Unzuverlässigkeit. Großspurig reden.
Noch was?
Keine Bevormundung, keinen anstrengenden Sport, kein Zelt-Camping, keine schwarzen Schuhe und keine Marschmusik.
Wieso ausgerechnet das?
Als ich meinen Wehrdienst bei der nationalen Volksarmee ableisten musste, empfand ich genau dies als unerträgliche Schikane. Die schwarzen Schuhe waren per Befehl Bestandteil der „Ausgangsuniform“. Nur damit durfte man die Kaserne verlassen. Eigentlich ist das schon lange her, bereits mit 19 Jahren wurde ich eingezogen. Trotzdem wirkt dies als Ballast schon über Jahrzehnte nach. Und Sport – das war Herumrennen mit Gasmaske auf der „Sturmbahn“.
Sie treiben also keinerlei Sport?!
Nö! Also – in letzter Zeit mache ich täglich etwa 15 Minuten Morgengymnastik. Allgemeine Streck – und Dehnungsübungen – ein bisschen am Boden, ein bisschen stehend – einige Liegestütze, Kniebeugen, Armkreisen und dergleichen.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Nein. – Aber einen Lieblingsspruch: „Achte stets darauf, dass Du mit Deinem Tun nicht mehr Probleme erschaffst als Du lösen wolltest. Sonst bist Du selbst das Problem.“
Sind wir jetzt per Du?
Nein.
Was bedeutet Glück für Sie?
Wenn eigene Vorhaben und Pläne einigermaßen gelingen – das gilt sowohl für den Alltag mit Essenzubereitung, Einkauf oder mal den Keller aufräumen, als auch für Monats- oder Jahresprojekte, wie Gästebetten für meine Enkel fabrizieren, einen Gartenweg pflastern, die Garage entrümpeln, die Fenster streichen oder Verreisen.
Haben Sie Zukunftsängste?
Im Alter nicht mehr alles im Griff zu haben.
Haben Sie Zukunftspläne?
Ja.
Möchten Sie ganz alt werden?
Ja. Und zwar 77 Jahre – das entspricht der durchschnittlichen statistischen Lebenserwartung deutscher Männer der letzten Jahre.
Da gibt doch viel Ältere! 80 Jahre, 90 Jahre.
Es sterben auch Jüngere! 50 Jahre, 60 Jahre, 70 Jahre! Statistischer Durchschnitt bedeutet beispielweise – für jeden noch lebenden 85-jährigen Mann, sind bereits mehrere 65-jährige Männer gestorben.
Irgendwie sind Sie doch ziemlich schrullig!
Dass weiß ich. War’s das?
Ja.
Gut.
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Sein Buch:
Eine unterhaltsame Radreise – vom thüringischen Zella-Mehlis durch Mainfranken ins hessische Maintal. Eine Geschichte zum Schmunzeln – besonders aufschlussreich für alle Leser mit einem „ostdeutschen Migrationshintergrund“.
Verlag: Verlag Kern GmbH
ISBN: 978-3957162281
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Profil Stand: November 2017
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